19.12.2015

Der Pflegestellen Blues

Alle wollen Maggie. Wir haben sie. Das könnte nun unser Glück sein oder unser Fluch. Es ist irgendwie beides. So ein Pflegehund führt dazu, dass man mit vielen neuen Menschen in Kontakt tritt. Das ist nicht immer eine Freude. Von den 170 Anfragen haben es ein paar gar nicht bis zu mir geschafft, weil sie so unpassend oder einfach schrecklich waren. Von den 80-100 (ich muss zugeben, ich habe ein wenig den Überblick verloren) die in meinem E-Mail Postfach landeten, entsprachen sicher 50 nicht annährend meinen Anforderungen.
So waren am Ende noch ca. 10 "Bewerber" übrig unter denen sich das Rennen entscheiden sollte. Man könnte jetzt denken, dass wir eine wirklich gute Basis hatten und ganz sicher jemand dabei ist -  ja, das könnte man denken. Die 10 "Finalisten" haben einen Fragebogen bekommen, mit allem, was uns wichtig war.
Die Ersten, die antworteten waren direkt raus, als ich bei der Frage "Wie reagieren sie, wenn der Welpe in die Wohnung macht?" las "Den Hund mit dem Gesicht in die Pfütze stupsen und mit Nachdruck schimpfen".
Die nächste Familie trat von der Anfrage zurück, weil sie lieber einem anderen Hund aus dem Tierschutz eine Chance geben wollten, der schlechtere Chancen auf ein zu Hause hat, als die kleine Zuckermaus.
Bei einer Frau gab es eine berufliche Veränderung, sodass sie nicht genug Zeit für Maggie gehabt hätte.
Zwei Familien sagten ab, weil andere Tiere im zu Hause plötzlich erkrankt waren, und sie nicht die Zeit oder das Geld für einen neuen Welpen hätten.
Mein Favorit zu diesem Zeitpunkt war ein Herr, der bereits einen Kennenlerntermin mit uns vereinbart hatte und dann absagte, nachdem wir ihm erklärten, dass er Maggie nicht einfach nur abholen kann. Wir sagten ihm, dass es eine Vorkontrolle und einen Vertrag geben würde, und wir auch erst mal gucken müssen, ob alles passt. Das war ihm zu viel und er wollte die kleine Maus unter diesen Umständen nicht mehr. 

Nach langem Hin und Her kam es dann endlich zum ersten Treffen. Eine Familie, die bereits eine kleine Hündin hatte, wollte Maggie unbedingt haben. Das Treffen lief gut, wir waren zwar nicht hell auf begeistert, aber auch nicht abgeneigt. Am Abend bekamen wir dann eine E-Mail. Die Familie wollte Maggie nun doch nicht, sie ist zwar süß, aber das war es dann auch. Sie fanden, der Vertrag sei eine Zumutung - warum darf man denn mit der kleinen nicht züchten, sie ist doch so niedlich und hat einen tollen Charakter? Wenn man so einen Hund "kauft" kann man das ja wohl selbst entscheiden. Außerdem stand in der Anzeige ganz klar, dass Maggie aus Deutschland kommt. (Das Kreta zu Deutschland gehört, war mir zwei neu, aber man lernt ja nie aus.) Es gibt ja wohl keinen Grund einen Hund um die ganze Welt reisen zu lassen. So schlimm wird es den Hunden in Griechenland schon nicht gehen. Alles in allem fanden sie alles schrecklich was wir von dem neuen zu Hause unserer kleinen Maus erwarteten und am liebsten hätten sie den Hund auch noch umsonst gehabt. Was für einen Sinn sollte auch so eine Schutzgebühr haben?

Bei unserem letzten Pflegehund Anton hatten wir insgesamt fünf Anfragen. Vier davon waren die absoluten Katastrophen und dann hat es auf einmal gepasst.
Es ist vollkommen egal, ob man für einen Hund 3 oder 300 Anfragen hat, das Einzige was zählt ist, dass ein Mensch, eine Familie dabei ist, bei der es passt.

Wenn jetzt alles gut geht, zieht Maggie morgen aus. Sie war gerade mal vier Wochen bei uns, sie hat mich in den Wahnsinn getrieben und mich zum Lachen gebracht, und sie wird mir sehr fehlen, wenn sie plötzlich nicht mehr auf meinem Schoß liegt. Ich freue mich riesig für sie, wenn sie ihr zu Hause gefunden hat. Aber ich will nicht lügen, so ganz einfach ist es nicht, sie gehen zu lassen.
Seit dem Moment, in dem die Anzeige auf den Tierschutzseiten online ging, warteten wir nur darauf, endlich die richtigen Menschen für die kleine Maus zu finden. Wir wollten sie nicht schnell los werden, wir wollten, dass sie so schnell wie möglich bei ihren Menschen sein kann.

In der Zeit, in der man sucht und einfach nichts passendes findet, ist man frustriert. In dem Moment, in dem man weiß, dass sie angekommen ist, ist man überglücklich und tieftraurig.

Als ich vor vier Wochen zum Flughafen gefahren bin, habe ich einen Welpen abgeholt.
Wenn Maggie morgen auszieht, gebe ich eine kleine, süße, nervige und einfach wunderbare Zuckermaus ab.

Sich um einen Pflegehund zu kümmern ist nicht einfach.
Einen Pflegehund abzugeben ist nicht einfach.
Zu wissen, dass man einer kleinen Seele geholfen hat, ihren Platz zu finden ist einfach wunderbar.


1 Kommentar:

  1. Wir verstehen dich... und es ist immer eine enorme Bürde entscheiden zu müssen wo der Hund nun sein zu Hause findet. Man kann den Leuten ja auch nur vor den Kopf guggen...

    Hoffentlich hat sie ein wundervolled zu Hause gefunden! ♡

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