08.11.2015

Zu dick - zu dünn - perfekt!

Als Emily bei uns einzog, war sie ein bisschen zu dünn. Ja genau, ein bisschen. Nicht knochig, abgemagert, unterernährt, mager oder untergewichtig, lediglich ein bisschen zu dünn. Andere Hundebesitzer sahen das wieder und wieder als Grund mich darauf anzusprechen. Wegen Sparta wurden wir früher nie angesprochen. Das mag einerseits daran liegen, dass sich der kleine Krieger nicht von jedem Fremden streicheln lässt und andererseits daran, dass man es bei schwarzen Hunden nicht so sieht. 
Doch seitdem Emily bei uns eingezogen ist, wird es immer mal wieder zum Thema: "Das offensichtliche Untergewicht meiner Hunde."
Ich kannte mich nun schon ein bisschen mit Hunden aus, hatte in dem Jahr mit Sparta viel gelernt, doch wenn man jeden Tag mit den gleichen Kommentaren konfrontiert wird, kommt in einem irgendwann die leise Stimme des Zweifels auf.

Als wir einmal mit Sparta wegen irgendeiner Kleinigkeit beim Tierarzt unseres Vertrauens waren, dachte ich mir, es könnte nicht schaden Emily einzupacken und einfach mal zu fragen, wie der Fachmann die Gewichtsprobleme meiner Hunde beurteilen würde.
Er schaute sich die beiden an, tastete sie ab und kam zu folgendem Ergebnis:
Bei Emily ist alles in Ordnung, man muss bei kastrierten Hunden nur immer etwas aufpassen, da sie zu Übergewicht neigen.
Sparta ist perfekt, nicht zu dünn, nicht zu dick, gut ausbebildete Muskeln, alles perfekt. (Ja, er sagte wirklich perfekt, und wer bin ich schon, mich dagegen zu wehren, wenn mir jemand sagt, mein Hund sei perfekt.)


So gingen wir beruhigt nach Hause und ich hoffte, dass all die blöden Kommentare nun endlich vollkommen an mir abprallen würden. Doch es passierte etwas anderes. Ich fing an, über die Hunde der Menschen nachzudenken, die immer meinten, Emily und Sparta wären zu dünn. Sind diese Hunde alle zu dick? Ich nahm mir vor mich mehr darüber zu informieren, was einen zu dicken oder zu dünnen Hund wirklich ausmachte. Es dauerte nicht lange, bis ich mir meine Frage selbst beantworten konnte. Ja, einige dieser Hunde sind zu dick, doch die meisten von ihnen sind einfach erschreckend fett. Die Rippen der meisten kann man nur noch mit ganz viel Fantasie erahnen, von einer Taille keine Spur.

Immer mal wieder schnappte ich etwas darüber auf, wie diese Menschen ihre Hunde fütterten und wie viel Bewegung sie ihren ja so geliebten Fellkugeln gönnten. Zwei Äußerungen sind mir dabei ganz besonders im Gedächtnis geblieben.

1. "Also ich verstehe ja nicht, warum es Hundeleberwurst gibt. Wenn ich ihr die jeden Morgen aufs Butterbrot schmiere ist das mit der normalen Leberwurst doch viel einfacher, da brauche ich doch nicht so eine Tube."

2. "Ja, ich weiß. Wir füttern ihn zu viel und gehen zu wenig mit ihm raus, aber was soll man machen?" 

Ja, was soll man denn da machen? Weniger füttern und mehr bewegen kann ja kaum die Lösung sein, das wäre wohl ein bisschen offensichtlich.

Ich weiß, bei Hunden geht Liebe durch den Magen. Es gibt auch bei uns täglich Momente, in denen Sparta und Emily der Meinung sind: "Frauchen, wenn du das nicht aufisst oder es dir nicht schmeckt, wir kümmern und drum." Und ich weiß, ihr Liebe wäre mir sicher, zumindest für diesen Moment. Aber ich will ihre Liebe nicht für den Moment, sondern für 16 oder noch besser 18,19,20 Jahre. Sie einen Moment für mich zu gewinnen ist einfach. Dafür zu sogen, dass sie ein langes Leben haben, in dem sie mir jeden Tag springend, laufend, spielend zeigen können, wie glücklich sie sind, ist um einiges anstrengender, als ein Leberwurstbrot zu schmieren. 


Manchmal mache ich mich darüber lustig, dass an ihnen so wenig dran ist, da hat man so wenig zum Liebhaben. Wenn ich sie mir schnappe und auf dem Sofa ganz fest knuddel, denn spüre ich ihre Rippen und kein dickes Polster aus falsch angesetzter Liebe. Doch ich bin glücklich und ich weiß meine Hunde sind es auch. Ich habe lieber 20 Jahre zwei Mal 5,5 Kilo an meiner Seite, als 10 Jahre zwei Mal 9 Kilo.

Wenn Ihr jetzt nach unten schaut und Euch fragt, ob bei Eurem Liebling nicht vielleicht auch das ein oder andere Kilo zu viel auf den Rippen ist, verrate ich Euch zum Ende noch ein kleines Geheimnis. 
Weniger füttern und mehr bewegen ist doch die Lösung.
Ja, manchmal ist es wirklich so einfach.

6 Kommentare:

  1. Nun sitze hier mit Tränen in den Augen. Vor Lachen. Weil ich auch diese Leute kenne, die dem Hund ein Butterbrot schmieren. Und weil es ersr gestern um das Abnehmen bei "Hund Katze Maus" auf VOX ging, wo der Hund im Pflegeheim mit Schokoladenkeksen gefüttert wurde..
    Ich bin da übrigens ganz bei dir: Schlanke Hunde leben sicherlich länger beschwerdefrei. Und auch Emmely sollte lieber an der Grenze zu dünn sein, weil jedes Kilo zu viel auf die Gelenke geht - gerade wenn man Hundesport macht. Und ich auch ich habe erstaunt beim letzten Tierarztbesuch meinen Augen kaum trauen können, dass sich da doch tatsächlich fast zwei Kilo mehr in den letzten Wochen drauf geschlichen haben. Aber ich weiß auch woher das kommt:Futter nicht abgewogen, viel Training mit Keksen (zwar keine Schokoladenkekse aber trotzdem zuviel des Guten). Nun steht wieder abwiegen auf dem Plan und im Ofen trocknen gerade Süßkartoffelnscheiben, die in den nächsten Tagen als Belohnung gefüttert werden. 750 g sind bereits runter.. Ja, du hast Recht. Es geht einfach.
    Liebe Grüße
    Lizzy und das Indianermädchen

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    1. Da freuen wir uns aber, dass wir euch zum Lachen bringen konnten, bei diesem eigentlich sehr ernsten Thema.
      Und wir sind natürlich auch froh, dass du unsere Ansichten teilst.

      Bei unserem letzten Arzt Besuch, hat der Tierarzt auch noch mal nett darauf hingewiese, wir sollten bei Emily doch aufpassen, dass sie nicht zu dick wird. Also noch ist alles gut, aber wie sagte er doch so schön "Sie hat nicht mehr so viel Spielraum nach oben".
      Ich sehe das auch, und trotzdem kommen immer wieder Kommentara dazu, wie dünn sie doch ist.
      Es ist bei ihr wirklich schwierig, sie bekommt schon deutlich weniger Futter als Sparta obwohl sie mindestens so aktiv ist wie er.
      Aber ich denke so lange wir auf Butterbrot und Schokokekse verzichten machen wir alles richtig ;-)
      Wir wünschen Emmely noch viel erfolg bei ihrer mini Diät, aber mit den Süßkartoffelscheiben klappt das sicher ganz toll.

      Liebe Grüße

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  2. ;-) liebe Grüße von meinen beiden "Hungerhaken" ...als Windhundbesitzerin kann ich seeehr gut nachvollziehen, was es bedeutet, sich gegen die Kommentare Anderer zu behaupten - da nützt es auch wenig, wenn anscheinend mittlerweile die meisten über Windhunde "Bescheid wissen" und mitleidig nicken und murmeln "jaja, aber die Armen müssen ja sa dünn sein (seufz)...". Wir kämpfen auch mit jedem Pfund. Luna und Phalène sind beide kastriert; aber während Phalène wie vorher schon am liebsten ALLES Essbare vernichtet, mäkelt Luna weiter herum. So hab ich immer das Problem, dass die eine wirklich sehr dünn ist (gut 9 kg) - und die andere immer grenzwertig (10,5 - 11 kg). Der Tierarzt ist da ab und an sehr charmant, greift in die Haut an der Lende und grinst: "Ein Pfund weniger würde auch reichen". Tja. :-)

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    1. Ja, so charmante Kommentare von Tierarzt sind uns auch nicht fremd ;-)
      Allerdings muss ich auch zugeben, dass wir selbst manchmal zu Emily sagen, dass sie unser kleines dickes Mädchen ist. Auch wenns nicht stimmt, wenn ich mir so angucke, dass sie nur ca die Hälfte von dem bekommt, was Sparta firsst, kommt es einem manchmal so vor, als wäre sie auf dauer Diät.

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  3. Mein Hund ist leider auch zu dünn. Dein Artikel hat mich ein wenig getröstet. Viel zu viele Gedanken mache ich mir darüber, wie ich meine Fellnase zum fressen animieren kann. Dabei ist es doch am wichtigsten, dass er Gesund ist.

    Liebe Grüße
    Sonja und Charly

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    1. Hallo Sonja,

      Ja da gebe ich dir recht, die Gesundheit sollte immer an erster Stelle stehen.

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