Der Anfang

Angst
Am
Anfang hatte Frauchen erst mal viel zu viel Angst. Angst ich könnte
mich verletzen, weglaufen, auf die Straße springen oder auch von
irgendwem einfach gefressen werden. Oft hat sie mich und auch andere
Hunde einfach falsch verstanden. Zum Glück wusste sie schon mal so viel,
dass es generell keine gute Idee ist, mich auf den Arm zu nehmen und
durch die Gegend zu tragen. Da ging es mir also schon besser als so
manch anderem Hund. Sie begriff auch recht schnell, dass Hunde sich
untereinander nicht einfach mal eben an die Gurgel springen. Ihre Angst
wurde im gleichen Maße kleiner, wie meine Freiheit und meine
Eigenständigkeit größer wurden.
Wir
hatten beide einiges zu lernen, denn genauso, wie mein Frauchen noch
nie einen Hund hatte, hatte ich Hund noch nie ein Frauchen. Wir mussten
beide lernen, uns einen gewissen Freiraum einzugestehen. Frauchen kann
durchaus das Zimmer verlassen, ohne dass ich Angst haben muss, sie nie
wiederzusehen. Und ich kann auf der Wiese fünf Minuten wie weggetreten
meiner Nase folgen und komme trotzdem ganz brav wieder mit nach Hause.
Nähe
Eine
gewisse Nähe zwischen Frauchen und Hund ist ja ganz schön, aber wir
mussten beide lernen, wie wir uns an unserem Ende der Leine zu verhalten
hatten. Soweit ich weiß, haben Katzen es nicht so mit Leinen. Wir Hunde
auch nicht, doch wir haben anscheinend keine Wahl. Es sah sicher lustig
aus, als wir zwei die erstenTage durch die Nachbarschaft streiften und
testeten, wer sich hier eigentlich nach wem richtet. Wir haben das alles
ganz gut hinbekommen. Frauchen bleibt stehen, wenn ich irgendwo
schnuppern will und im Gegenzug renne ich nicht einfach los, wenn mich
irgendwas oder irgendwer interessiert.
Kommunikation
Wir
Hunde mögen klare Ansagen. Wir freuen uns wenn wir etwas dürfen und wir
verstehen, wenn wir etwas lassen sollen. Doch bitte liebe Menschen sagt
es uns doch einfach. Immer dieses ganze Gelaber, da wird doch kein
Vierbeiner draus schlau. Auch bei Frauchen hat es ein bisschen gedauert,
bis sie gemerkt hat, je länger die Sätze, desto weniger verstehe ich.
Wie oft stand ich auf der Wiese, blickte zu Frauchen hinüber und fragte
mich was sie mir eigentlich sagen will.Wenn heute ein kurzes klares
„Hier“ ertönt, weiß ich zumindest, was sie will. Ob ich dem immer sofort
folgeleiste ist dabei ja eine ganz andere Sache.
Alles in Allem
Wenn
ich mich erinnere, wie mein Leben hier begonnen hat, muss ich sagen,
alles war gut. Ich wusste von der ersten Sekunde, mein Frauchen liebt
mich über alles und ich bin der Mittelpunkt ihrer Welt. Ja, ich bin mir
da auch sicher, obwohl sie immer mal wieder ohne mich das Haus verlässt,
mich manchmal mürrisch auf meinen Platz schickt und sie mich nicht
pausenlos mit Leckerli füttert und mir ins Ohr säuselt, wie süß ich doch
bin. Am Anfang war manch eine Runde zu kurz, die Leine zu straff, die
Angst zu groß, das Verständnis einfach nicht da, das Futter nicht
perfekt, die Sätze zu lang und die Erziehung zu lasch, aber ich war vom
ersten Moment an glücklich hier zu sein.
Wir erwarten keine Wunder vom anderen Ende der Leine. Wir sind gerne bereit euch Zeit zu geben. Zeit,die wir genauso brauchen, um uns an unserem Ende der Leine einzufinden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen