17.08.2015

Der Anfang

Der Anfang

Mein Leben ist einfach super. Es ist nicht immer alles perfekt, aber ich weiß, wie glücklich ich mich schätzen kann und würde es gegen nichts in der Welt eintauschen. So wie jetzt war mein Leben aber nicht immer. Ich wurde auf der Straße geboren und musste meinen Weg in kuschelige Decken auf dem Sofa erst finden. Allerdings bin ich hier nicht der Einzige, dessen Leben sich in den letzten zweieinhalb Jahren verändert hat. Frauchen war noch nie zuvor das Frauchen eines Hundes. Früher hatte sie Katzen, dann Mäuse und jetzt mich. Mein Frauchen recherchiert furchtbar gerne, wenn sie etwas interessiert, wälzt sie zahlreiche Bücher und durchstöbert diesen Kasten an Ihrem Schreibtisch nach Informationen. Dafür war aber keine Zeit, bevor ich einzog, ich war einfach da. Natürlich hat Frauchen sich Gedanken gemacht, ob das Geld reicht um mich durchzufüttern, ob sie genug Zeit für mich hat und wie es so ist einen Hund zu haben, doch was es wirklich bedeutet einen Hund zu haben, das wusste sie nicht. 

 

Angst


Am Anfang hatte Frauchen erst mal viel zu viel Angst. Angst ich könnte mich verletzen, weglaufen, auf die Straße springen oder auch von irgendwem einfach gefressen werden. Oft hat sie mich und auch andere Hunde einfach falsch verstanden. Zum Glück wusste sie schon mal so viel, dass es generell keine gute Idee ist, mich auf den Arm zu nehmen und durch die Gegend zu tragen. Da ging es mir also schon besser als so manch anderem Hund. Sie begriff auch recht schnell, dass Hunde sich untereinander nicht einfach mal eben an die Gurgel springen. Ihre Angst wurde im gleichen Maße kleiner, wie meine Freiheit und meine Eigenständigkeit größer wurden.
Wir hatten beide einiges zu lernen, denn genauso, wie mein Frauchen noch nie einen Hund hatte, hatte ich Hund noch nie ein Frauchen. Wir mussten beide lernen, uns einen gewissen Freiraum einzugestehen. Frauchen kann durchaus das Zimmer verlassen, ohne dass ich Angst haben muss, sie nie wiederzusehen. Und ich kann auf der Wiese fünf Minuten wie weggetreten meiner Nase folgen und komme trotzdem ganz brav wieder mit nach Hause.  

Nähe

Eine gewisse Nähe zwischen Frauchen und Hund ist ja ganz schön, aber wir mussten beide lernen, wie wir uns an unserem Ende der Leine zu verhalten hatten. Soweit ich weiß, haben Katzen es nicht so mit Leinen. Wir Hunde auch nicht, doch wir haben anscheinend keine Wahl. Es sah sicher lustig aus, als wir zwei die erstenTage durch die Nachbarschaft streiften und testeten, wer sich hier eigentlich nach wem richtet. Wir haben das alles ganz gut hinbekommen. Frauchen bleibt stehen, wenn ich irgendwo schnuppern will und im Gegenzug renne ich nicht einfach los, wenn mich irgendwas oder irgendwer interessiert.

 

Kommunikation


Wir Hunde mögen klare Ansagen. Wir freuen uns wenn wir etwas dürfen und wir verstehen, wenn wir etwas lassen sollen. Doch bitte liebe Menschen sagt es uns doch einfach. Immer dieses ganze Gelaber, da wird doch kein Vierbeiner draus schlau. Auch bei Frauchen hat es ein bisschen gedauert, bis sie gemerkt hat, je länger die Sätze, desto weniger verstehe ich. Wie oft stand ich auf der Wiese, blickte zu Frauchen hinüber und fragte mich was sie mir eigentlich sagen will.Wenn heute ein kurzes klares „Hier“ ertönt, weiß ich zumindest, was sie will. Ob ich dem immer sofort folgeleiste ist dabei ja eine ganz andere Sache. 

Alles in Allem


Wenn ich mich erinnere, wie mein Leben hier begonnen hat, muss ich sagen, alles war gut. Ich wusste von der ersten Sekunde, mein Frauchen liebt mich über alles und ich bin der Mittelpunkt ihrer Welt. Ja, ich bin mir da auch sicher, obwohl sie immer mal wieder ohne mich das Haus verlässt, mich manchmal mürrisch auf meinen Platz schickt und sie mich nicht pausenlos mit Leckerli füttert und mir ins Ohr säuselt, wie süß ich doch bin. Am Anfang war manch eine Runde zu kurz, die Leine zu straff, die Angst zu groß, das Verständnis einfach nicht da, das Futter nicht perfekt, die Sätze zu lang und die Erziehung zu lasch, aber ich war vom ersten Moment an glücklich hier zu sein.  
Wir erwarten keine Wunder vom anderen Ende der Leine. Wir sind gerne bereit euch Zeit zu geben. Zeit,die wir genauso brauchen, um uns an unserem Ende der Leine einzufinden.

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